Gesundheitswesen


Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV)

Das Gesundheitswesen ist eine fürsorgliche und soziale Aufgabe des Staates. Um dieser Aufgabe möglichst gut gerecht werden zu können, sollten deshalb folgende Ziele verfolgt werden:

  • Soweit wie möglich alle gewinnorientierten Interessen aus diesem System zu entfernen. 
  • Das System sollte als ein möglichst mächtiger Verhandlungspartner die Allgemeinheit gegenüber der Gesundheitsindustrie und der Ärzteschaft vertreten können. 

Dieses Ziel wird aber durch das bisherige System unter anderem aus folgenden Gründen nicht erreicht: 

  • Es gibt 113 verschiedenen gesetzliche Krankenkassen mit eigenen Verwaltungspalästen und einem erheblichen bürokratischen Wasserkopf. 
    • Alleine die Chefs der Ersatzkassen verdienen zwischen 230.000 und 300.000 € im Jahr 
    • deren Pensionen belaufen sich auf etwa 50% der Verdienste. 
  • Eine Kontrolle der Krankenkassen bezüglich eines Preis-Leistungsverhältnisses ist für deren Kunden unmöglich. Das führt zu einem Preiskampf unter den Kassen zu Lasten der Leistungen zum Nachteil von uns Bürgern. Ein sparsamer Umgang mit den Kosten für die Verwaltung ist damit aber kaum verbunden, weil die Eigeninteressen der Kassen gleichgelagert sind. Verständlicherweise stehen vor allem gute Erträge zur „anspruchsvollen“ Befriedigung der Bedürfnisse in der eigenen Organisation an oberster Stelle. Nicht das Wohl der Kunden. 
    • Das Deckmäntelchen der Sozialwahl erzeugt weitere sinnlose Kosten. Ich behaupte, kaum ein Kassenpatient hat auch nur eine ungefähre Vorstellung davon, was er mit seiner Wahl bewirken kann. Ich habe noch keinen Bürger getroffen, der einen Sinn in dieser Wahl erkennen kann. Sollte ich einfach nur zu dumm sein, den Nutzen dieser Wahl zu verstehen, dann lasse ich mich gerne belehren. 

In den letzten Jahrzehnten wurde die Anzahl der Krankenkassen bereits erheblich reduziert, weil man einfach nicht an der Realität vorbeikam, zu erkennen, dass die Stärke gegenüber den Anbietern im Gesundheitsmarkt nur über den Zusammenschluss von Krankenkassen gesteigert und auch die Verwaltungskosten günstiger gestaltet werden konnten. Die letzte Konsequenz dieser Erkenntnisse, dass der Zusammenschluss zu nur einer Einheit letztlich diese Ergebnisse weiter verbessern würde, wurde jedoch nicht gezogen. Der Begründung, dass die Konkurrenz unter diversen Kassen die besseren Ergebnisse liefern würde, kann ich nicht folgen. Sicher befinden sich die Kassen untereinander in einem gewissen Konkurrenzverhältnis. Die Stärke gegenüber dem Gesundheitsmarkt wäre aber noch deutlich stärker, wenn es nur noch einen unmittelbaren Kunden gäbe, der vor allem der Fürsorge für seine Bürger verpflichtet wäre. Der fürsorgliche Aspekt spielt aber bei der Vielzahl der jetzigen Krankenkassen in deren Konkurrenzkampf kaum eine Rolle.

Die Grundversorgung aller Bürger wäre unter folgenden Voraussetzungen sicher die wirtschaftlich vernünftigere und für die Bürger die spürbar fürsorglichere Lösung.

Grundversorgung

Ich glaube jedem ist bewusst, dass die medizinische Grundversorgung der Bürger nicht nach rein marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen kann. Denn Menschen, die sich krankheitsbedingt in die Obhut von Ärzten, Krankenhäusern, Medizintechnik und Pharmaindustrie begeben müssen, haben nicht die Kraft, sich nüchtern marktwirtschaftlich rational zu verhalten. Durch eine Krankenversicherung ohne eine prozentuale Selbstbeteiligung haben sie allerdings auch keinerlei Motivation und Handhabe, sich gegen unsinnige und unnötige Kosten zu wehren. Ganz im Gegenteil. Neigen wir Bürger nicht dazu, bei vollversicherten oder mit fester Selbstbeteiligung versehenen Versicherungen, möglichst mehr zu erhalten, als wir als Prämien oder Gebühren zahlen mussten? Die rationale Überlegung, dass das nicht nur auf Kosten anderer möglich ist, sondern uns tatsächlich auch selbst anteilig belastet, wird dabei ausgeblendet.

Nur wir Bürger selbst, die wir diese Leistungen in Anspruch nehmen, sind diejenigen, die wirksam regulierend dem Macht- und Gewinnstreben der zuvor genannten Akteure im Gesundheitswesen dauerhaft wirksam entgegentreten können. Fällt dieses Regulativ weg, entstehen zwangsläufig unnötige Kosten, die wir Bürger über die Beiträge zur Krankenversicherung oder über unsere Steuern selbst bezahlen müssen. Fernerhin bleibt der Politik dann keine andere Möglichkeit, als durch einen Wust an gesetzlichen Regelungen und Bürokratie, sowohl die kranken Menschen als auch alle anderen Beteiligten zu gängeln, damit die Kontrolle über die Kosten nicht vollständig aus dem Ruder läuft. Die ständigen Erweiterungen und Korrekturen an den gesetzlichen Regelungen zeigen deutlich, dass der Staat nicht in der Lage ist, ohne unmittelbare Mitwirkung von uns Bürgern zufriedenstellende Verhältnisse herzustellen.

Prozentuale Selbstbeteiligung

Ich bin der festen Überzeugung, dass eine wirklich wirksame Kostenkontrolle im Gesundheitswesen nur über eine nennenswerte prozentuale Selbstbeteiligung der Patienten für alle medizinischen Leistungen möglich ist. Dadurch würden die Leistungen und Preise transparent und überhöht erscheinende Preise oder unnötig empfundene oder gar nicht erbrachte Leistungen zu unmittelbaren Reaktionen der Patienten und zu deutlicher Kostensenkungen führen. Dass es auch anders geht, ohne Nachteile für die Gesundheit der Bürger, sieht man in den skandinavischen Ländern. Hier gehen die Menschen z.B. durchschnittlich 4-mal im Jahr zum Arzt, bei uns geschieht dies 18-mal.

Sollte es durch die Selbstbeteiligung der Patienten in besonderen Fällen zu unvertretbaren Härten kommen, könnte dies mit relativ wenigen gesetzlichen Regelungen sozial vertretbar gestaltet werden, ohne dass dieses System in Frage gestellt werden müsste. Dass eine prozentuale Selbstbeteiligung problemlos organisiert werden kann steht im heutigen digitalen Zeitalter völlig außer Zweifel. Die Ärzte hätten mehr Zeit sich ihren Patienten widmen, was sowohl das Vertrauen der Patienten in das medizinische Personal steigern würde, als auch schnellere und bessere Diagnosen zur Folge hätte. Kostensenkung in allen Bereichen des Gesundheitswesens würde dazu führen, dass die Krankenversicherungsbeiträge fallen und die Selbstbeteiligungen von uns Bürgern mehr als ausgleichen würden. Das bedeutet, dass wir Bürger letztlich wirklich davon profitieren würden.

Verlässlichere Kontinuität in der Verwaltung der Grundversorgung würde zusätzlich dazu führen, dass weitere Steuergelder eingespart und das Vertrauen in die Politik gesteigert würde.

Flächendeckende Grundversorgung

Soweit irgend möglich sollte in der Not niemand alleine gelassen werden müssen. Dies kann nicht in einem gewinnorientierten System erreicht werden. Eine bestmögliche Umsetzung in Form einer guten flächendeckenden Versorgung kann nur über eine flexible und dynamische Staatswirtschaft erreicht werden, die sich um die Fürsorge und die soziale Gerechtigkeit kümmert. In zunehmendem Maß wird die ungesteuerte Niederlassungsfreiheit der Ärzte zu einem Versorgungsproblem für die Landbevölkerung in Deutschland. Das kann uns Bürgern nicht gleichgültig sein. Den Regierenden mangelt es ohnehin an Einsicht, mit Blick auf die Zukunft der Landflucht entgegenzuwirken. Deshalb wäre es dringend notwendig, im Interesse der Allgemeinheit eine gute flächendeckende ärztliche Versorgung zu bewirken. Wie sich gezeigt hat, ist dies bislang nicht zu erreichen. Daher wäre es dringend notwendig, über staatswirtschaftliche Nachfrage das Problem zu lösen. In zu schwach besetzten Gebieten sollte den Ärzten zu ihrem regulären Einkommen ein Grundeinkommen in einer Höhe angeboten werden, das ausreicht um die fehlenden Stellen besetzen zu können.

Zusatzleistungen

Eine anspruchsvollere Versorgung über eine gute Grundversorgung hinaus, sollte jedem Bürger auf seine ganz privaten Kosten möglich sein. Das populistische Gerede über eine 2-Klassenmedizin verängstigt uns Bürger, bringt uns aber wirklich nicht weiter. Ja, wir haben eine unterschiedliche Behandlung unterschiedlicher Berufs- und Einkommensgruppen durch die Ärzteschaft in unserer Gesellschaft. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen deutlich, dass keine Regierung von links bis rechts in der Lage ist, dies abzustellen. Die Bundeskanzlerin wird immer schneller einen Termin für eine Vorsorgeuntersuchung erhalten, als ein Angestellter bei der Ortsgemeinde. Und das ist auch gut so, zum Vorteil beider Seiten. Oder sollten wir etwa auch einen Ausgleich dafür schaffen, wenn der selbstständige Handwerker zum Arzt gehen muss. Diese Zeit erhält der abhängig Beschäftigte üblicherweise bezahlt. Sollte ein selbstständiger Handwerker, der in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, zu Lasten der abhängig Beschäftigten von der gesetzlichen Krankenkasse oder durch Steuergelder dafür entschädigt werden, dass er in dieser Zeit nicht arbeiten kann?

Warum sollen nicht die wirtschaftlich überdurchschnittlich Fähigen oder die Vermögenderen mehr Geld für die Nutzung teurerer Medizintechnik, Medizin und seltener Spezialisten ausgeben dürfen und damit den Fortschritt in der Medizin vorantreiben, der dann künftig zu günstigeren Preisen allen zugutekommen wird? Es gibt leider keine beliebige Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit der teuersten und wirksamsten medizinischen Errungenschaften für jedermann. Ich bin mir sehr sicher, dass der großen Mehrheit von uns Bürgern sehr wohl bewusst ist, dass es sich nur um Bauernfängerei handeln kann, wenn uns Sozialromantiker dies besonders vor Wahlen immer wieder einzureden versuchen.

Die wahlweise 2-Klassenmedizin in der WSGD

Jeder Bürger sollte das Recht haben, die Art der medizinischen Versorgung selbst zu bestimmen.

Der Umfang der medizinischen Grundversorgung wird durch den Staat festgelegt und steht allen Bürgern in gleicher Weise bis auf eine einheitliche prozentuale Selbstbeteiligung kostenlos zur Verfügung.

Freie Arztwahl

Die Wahl sonstiger Sonderleistungen

Sonstige Sonderleistungen liegen grundsätzlich nicht in der Fürsorgepflicht der Allgemeinheit. Deren Inanspruchnahme liegt in der Entscheidung des einzelnen Bürgers, der auch die Kosten dafür in vollem Umfang zu tragen hat.

Ärzte als Unternehmer?

Da Ärzte in der Grundversorgung ihre Dienstleistungen im fürsorglich sozialen Bereich erbringen, kann es nur sinnvoll sein, sie konkret der flexiblen und dynamischen Staatswirtschaft zuzuordnen. Ihre medizinischen Tätigkeiten dürfen nicht durch gewinnorientierte Leistungsangebote korrumpierbar sein. Ich bin sicher, dass dies auch dem ethisch-moralischen Selbstverständnis der großen Mehrheit der Ärzteschaft entspricht. Das bedeutet aber keineswegs, dass ihr Einkommen nicht unter wirtschaftlicher Vernunft betrachtet werden muss, um den größten Nutzen für die Allgemeinheit erreichen zu können. Das heißt auch nicht, dass Ärzte daran gehindert werden sollten, mit dem Einkommen aus ihrer Arbeit, aus dem fürsorglich sozialen Bereich, auch noch geschäftlich aktiv sein zu können, z.B. durch Unternehmensbeteiligungen etc.

Bislang sind die Ärzte durch ihre selbstständige Berufstätigkeit dem permanenten Zwiespalt ausgesetzt, sich zwischen fürsorglich-sozialem und gewinnorientiertem Handeln entscheiden zu müssen. Da muss es nicht verwundern, dass dies nicht gerade dazu dient, ein fürsorgliches Verhalten der Ärzte zu fördern. Es animiert nämlich dazu, kostenpflichtige sogenannte "Individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL-Leistungen) an Patienten zu verkaufen. Die Patienten sind mit vertretbarem Aufwand aber nicht in der Lage zu beurteilen, ob diese Leistungen sinnvoll oder nötig sind. Daraus lässt sich dann mit der Gesundheit ein Geschäft machen, wenn der Arzt es versteht, bei den Patienten den Eindruck zu erwecken, dass die knausrige Krankenkasse ihnen die erforderliche Behandlung aus Gewinnstreben vorenthält. Ihrer Gesundheit zuliebe sind deshalb viele Patienten bereit, IGeL Leistungen in Anspruch zu nehmen, ohne das deren Sinn überprüfbar ist. Die Unzufriedenheit trifft dann aber den „bösen Staat“, also letztlich uns selbst. Und das nicht mal zu unrecht. Denn bisher erlauben wir laut Gesetz, dass alle Ärzte über die IGeL-Leistungen gewinnorientiert arbeiten dürfen. Das hat zur Folge, dass

  • die geschäftsmäßig orientierten Ärzte wirtschaftlich erfolgreicher sind, weil sie sich besonders um die privatversicherten Patienten mit den höheren Honorarsätzen bemühen und die Einnahmen der gesetzlich versicherten Patienten nur dazu nutzen ihre Deckungsbeiträge zu erhöhen. 
  • die fürsorglichen und mitfühlenden Ärzte die Gelackmeierten sind und auszusterben drohen. 

Das widerspricht aber der von uns Bürgern erwarteten Handlungsweise der Ärzte und auch dem Selbstverständnis der großen Mehrheit der Ärzte selbst. Denn gute Ärzte haben das Ziel, den Patienten entsprechend des ganz persönlichen Krankheitsbildes mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen alle erforderliche Hilfe zukommen zu lassen, um die Krankheit zu überwinden. Für uns Bürger ist kaum von Interesse, inwieweit die Ärzte auch über wirtschaftliche Fähigkeiten verfügen. Uns interessieren vor allem ihre fachlichen und menschlichen Qualitäten. Ich kenne einige Ärzte auch aus der eigenen Familie, vor deren ärztlichem Engagement ich höchsten Respekt habe. Die Erfordernisse, die aber als freischaffende Unternehmer an sie gestellt werden, sind ihnen aber eher lästig, weitgehend fremd und nicht selten chaotisch.

Allen ist aber eines heute noch gemeinsam:

  • ihr Ärger darüber, zu wenig Zeit für ihre Patienten zu haben, 
  • ihr Ärger über die stetig ansteigende Bürokratie, 
  • ihr Selbstverständnis für die relativ hohen durchschnittlichen Monatseinkommen. Vergleichbar mit dem Einkommen eines Arbeitnehmers vor Steuern betragen diese je nach Fachrichtung ca. (Quelle: Ärzteblatt.de)
    • 10.000€ bei Allgemeinpraxen und
    • 19.000€ bei Orthopädiepraxen 

In einer flexiblen und dynamischen Staatswirtschaft würden die meisten der Probleme im Gesundheitswesen deutlich verbessert, wenn nicht gar optimal gestaltet werden können.